Willkommen zurück zu “Der Schalltrichter”, wo Thomas Speck diesmal die Bühne für ein Spektakel der besonderen Art bereitet: Die Gala der dummen Fragen! In dieser Episode dreht sich alles um jene subtilen Meisterwerke der Ignoranz, die es schaffen, selbst die geduldigsten Seelen in den Wahnsinn zu treiben.

Kennst Du den Spruch: Es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur dumme Antworten?
Ich bin in dieser Frage zwiegespalten – obwohl ich im Grunde glaube, das es stimmt. Jedoch bin ich der Meinung, das es davon abhängt. Von der Intention des Fragenden nämlich. Also, warum er oder sie eine Frage stellt. Und damit gibt es dumme Fragen.
Ein Highlight jeder dummen Frageliste ist: „Darf ich dich was fragen?“ Oh, die Ironie! Eine Frage über das Fragenstellen. Das ist wie ein Kuchen, der sich selbst bäckt. Genial, oder?

Doch, keine Sorge, liebe Fragesteller, diese Naivität wird stets in Ehren gehalten. Denn ohne diese dummen Fragen hätten wir klugen Köpfe keine Bühne, um unsere Brillanz zu entfalten. Und wer wäre ich, anderen diese Freude zu nehmen?

Wie geht es dir?

Oh, das ist die Königin aller dummen Fragen, die majestätische Herrscherin der bedeutungslosen Konversation.
Eine Frage, die so harmlos daherkommt und dennoch so tief in die Abgründe menschlicher Oberflächlichkeit blicken lässt.
Eine Frage, die wie ein trojanisches Pferd wirkt: außen freundlich und einladend, innen jedoch voller hohler Phrasen und unausgesprochener Desinteressen.

„Wie geht es dir?“ lässt mich immer sehr aufmerksam werden. Diese Frage ist eine Floskel gleichermaßen wie sie eine gute, liebende Frage sein kann. Ein Schmetterling aneinandergereihter Silben, der entweder die Blumen der Aufrichtigkeit bestäubt oder einfach nur auf dem Mist der Belanglosigkeit landet. Interessierst du dich wirklich, wie es mir geht, oder ist es dein Eisbrecher, der eine Konversation einleiten soll?

Ich finde das meist schnell heraus, indem ich „Wie geht es dir?“ wahrheitsgetreu beantworte, wenn ich überhaupt dazu komme. Seltsam, was man dann manchmal für Reaktionen bekommt. Ein ehrliches „Ich bin heute ziemlich niedergeschlagen“ wirkt oft wie eine Zombie-Apokalypse: Leute flüchten, Gesichter entgleisen, und der Raum leert sich schneller als bei einem Feueralarm.

Wer interessiert sich denn wirklich für den anderen, wenn man fragt: „Wie geht es dir?“ Will man das eigentlich tatsächlich wissen? Hier betreten wir das Reich der rhetorischen Fragen, wo Worte Bedeutungslosigkeit signalisieren. Ich bin manchmal in grauen Gedanken – weil das meine Persönlichkeit ist. Das sage ich dann auch, weil ich Worte gerne nehme, als das, was sie bedeuten. Überraschenderweise stößt das selten auf Begeisterung.

Kleines Beispiel: Da fragt die Nichte – sie holt tief Luft: „Wie geht’s dir? Weißt, mir geht’s super, aber …“ Und noch im selben Atemzug erfahre ich davon, wie Oma den Apfelstrudel bäckt, Mama gestern wieder mal völlig daneben war und sowieso den ganzen Affenzirkus in der Schule und vor allem die Jungs! Ah, hey – hast nicht Du mich gefragt? Es scheint, als sei ich lediglich der Soundtrack zu deinem Monolog.

„Wie geht es dir?“ Das ist eine sehr verbindliche Frage. Sie suggeriert echtes Interesse, lässt es so aussehen, dass der Fragende Anteil nimmt und verführt einen dazu, den Mund zu öffnen, um etwas dazu sagen zu wollen.
Die andere Seite der Medaille ist, dass die allermeisten das auch tun, aber nicht wahrheitsgetreu antworten.
„Ja gut, geht schon“, ist die wohl am häufigsten gesagte Lüge aller Zeiten.
Und auch dieses „Ja gut, geht schon“ hat zwei mögliche Bedeutungen. Entweder, man mag nicht drüber reden.

Oder, man erwartet, dass der ohnehin schon Fragende nun seine zweite Frage stellt: „Was ist denn los?“ Und dann geht es los, mit den najaas und weißt ehhs. Als ob man erst eine zweite Versicherung gebraucht hat, um dann über alles Mögliche zu reden und doch nicht die Wahrheit zu sagen.