Stell dir vor, du sitzt auf einer Party, suchst verzweifelt nach der Guacamole und plötzlich taucht er auf – Mister Wichtig! Dieser Typ, der dich mit einem Vortrag über Blockchain, Kaffeebohnen oder das Liebesleben des Kopierers überrollt, während du nur still und heimlich den Montag überleben willst. In dieser Episode nimmt Thomas Speck sich genau diesen Typen vor – in Form des altbekannten Coach Marvin.

Als ich den Schalltrichter erneut aus der Taufe hob, hätte ich nicht gedacht, dass ich jemals wirklich Erfolg haben würde, wenn ich satirisch über seltsame Menschlichkeiten rede und diese so offensichtlich durch den Kakao ziehe. Aber es ist erfolgreich, ich werde vielfach gelobt und es gibt oft angenehme Diskussionen deshalb.
Ich möchte diese Gelegenheit nutzen um mich bei Printhouseinfo für den feinen Kommentar auf Apple zu bedanken, der sich von meinem Schalltrichter sogar angefixt fühlt. Du weißt, das ich für eventuelle Nebenwirkungen keine Haftung übernehme?
Thorsten1516 der den Podcast so gut findet, das es ihm weh tut. Ich hoffe, dass es sich dabei nur um Phantomschmerzen handelt. Danke.
Frau Thurnhofer, die fleißig und immer wieder unter die Episoden auf Youtube kommentiert. Danke, das Du Dir die Mühe machst, das ist tatsächlich großartig!
Ein letzter und warmer Dank geht an meine Bluesky Bubble, Christine, Robert, Ute, Caro, Hugo, Else, So, Andreas, Dietmar, Kurt, Christian, Buddy, Olaf, Angelika … uvm.
Bitte sei nicht bös, wenn ich dich heute nicht genannt habe – aber ich danke von ganzem Herzen fürs Teilen, reposten, Liken und kommentieren – ohne euch alle würde der Schalltrichter nicht wachsen.

Persönliches Bashing ist nicht mein Stil. Aber auf der anderen Seite, wenn ich ehrlich bin, basiert fast jedes Thema meines Podcasts auf realen Beobachtungen. Ob es nun Dinge sind, die ich gehört, erlebt oder wie auch immer ein Teil davon war – irgendwo ist immer jemand involviert. Satire trifft nun mal, und letztlich bleibt fast immer jemand auf der Strecke.
Doch diesmal ist es ein bisschen persönlicher, denn Coach Marvin ist mal ein realer Freund von mir gewesen, nur kann ich heute ihm und den Inhalten die er veröffentlicht nichts mehr abgewinnen. Ich musste nämlich erkennen, das Marvin nichts anderes ist, als ein Wichtigtuer. Ich würde ihm auch nicht eine Zeile widmen, es darauf beruhen lassen, wenn Mister wichtig nicht versuchte, Andere Menschen von seinen Weisheiten zu überzeugen, was ich tatsächlich für gefährlich halte – das ist der Grund, warum es hier kürzlich die Folge Coach Marvin gab.

In meinem Leben bin ich vier Narzissten begegnet. Mit Zweien davon bin ich unglücklicherweise verwandt, und die dritte hat es sogar geschafft, mich zum Eheversprechen zu bringen. Es hat Jahre gedauert, bis ich verstanden habe, was Co-Abhängigkeit wirklich bedeutet und wie zerstörerisch solche Beziehungen sein können. Der vierte Narzisst ist jener Marvin, der mich zu dieser Folge inspiriert hat. Was will man als Satiremensch auch tun, wenn einem derart viel Angriffsfläche geboten wird – besonders, wenn man selbst wieder einmal in den Strudel dieser Eskapaden hineingezogen wurde? Wenn jemand, der in der Öffentlichkeit steht, sich selbst zur Zielscheibe macht? Nun, dann muss die Zielscheibe auch damit rechnen, dass auf sie geballert wird.

Die Aufgabe der Satire ist nicht nur, auf öffentliche oder gesellschaftliche Missstände hinzuweisen, sondern auch Abgründe sichtbar zu machen, die wir oft aus Angst oder Bequemlichkeit übersehen. Sie zwingt uns, hinzusehen – auch dann, wenn es unangenehm wird. Es geht um Narzissmus in dieser Folge – nicht theoretisch, sondern anhand einer tatsächlichen Begebenheit zur Schau gestellt.
Also, noch ein letztes mal: Coach Marvin.

Hey, Mister Wichtig! Was für ein Titel! Klingt wie der Titel für den Helden, den niemand braucht, aber jeder hat. Du weißt schon, der Typ, der auf jeder Party auftaucht, um dir zu erklären, wie Blockchain wirklich funktioniert, während du am Buffet nur nach der verdammten Guacamole suchst. Der Typ, der sich in Meetings breitmacht, als wäre er der CEO von allem, was du jemals falsch gemacht hast. Ein wandelnder Wikipedia-Eintrag auf zwei Beinen, der immer auf „bearbeiten“ klickt, selbst wenn niemand ihn darum gebeten hat.

Er ist der Typ, der am liebsten ein Buch schreiben würde, über wie es wäre, wenn er ein Buch schreiben würde. Der Mann, der die Welt rettet – nur durch das Reden darüber. Sein Mund läuft Marathon, aber seine Beine verweigern den Sprint. Und du? Du stehst da, nickst mechanisch und hoffst, dass der soziale Moskito sich bald an jemand anderes ranmacht.

Mister Wichtig ist das personifizierte Stoppschild der Konversation, das einem jedes Gespräch vor die Wand fährt. Aber das Beste? Er ist sich dessen nicht einmal bewusst. Warum auch? In seiner Welt bist du nur das Publikum, und er ist die verdammte Show.

Diese Folge ist also einem alten Bekannten dieses Podcasts gewidmet – unserem lieben Marvin, den wir als Lebenscoach kennen.

Und da steht er schon wieder: frisch aus der Kategorie „ungebetene Gäste, die keiner braucht“. Diesmal allerdings nicht mit seinem „Wiedergeburt deines unentdeckten Ichs“-Seminar.
Nein, diesmal will er seinen gesammelten Nonsens auf einem Event unter das Volk bringen wo es um Podcasts geht. Podcasts!

Diese letzte Bastion menschlicher Selbstreflexion, wo Geschichten erzählt werden, echtes Talent und Können gezeigt wird, wo Worte noch zählen.
Aber nicht für Marvin. Für Mister Wichtig bloß eine weitere Bühne, die er mit seiner Weisheit verseuchen kann.

Dass das Festival ihn mit einer höflichen Absage abgespeist hat?
„Tut uns leid, Marvin, wir wollen uns auf Podcasts und deren Inhalte konzentrieren – Storytelling, Audio, Vermarktung und so… Du weißt schon, das ganze langweilige Zeug, das tatsächlich mit dem Thema zu tun hat. Aber selbstverständlich freuen wir uns, wenn du zu uns als Gast kommst.“
Im Grunde eigentlich verständlich, wenn das Thema des Festes das Podcasten ist.
Aber für Mister Wichtig? Ein Affront! Ein Frontalangriff auf sein Ego, auf seine Mission, die Welt von seiner Großartigkeit zu überzeugen.

Als Gast? Nur als Gast – Nein, dann kommt er lieber gar nicht.

Natürlich konnte er das nicht auf sich sitzen lassen. Also was tut ein echter Influencer, wenn er abgelehnt wird? Klar, er packt seine Kamera aus, stellt sich vor den nächstbesten Baum im Park (weil Authentizität und Natur und so) und hält eine Brandrede. In klassischer Lebens-Coach-Manier beginnt er mit seinem Standardrepertoire: „Wenn mich jemand ablehnt, kann ich das akzeptieren – aber der macht das nur einmal, dann bin ich für immer raus!“

Ist akzeptieren eigentlich nicht etwas anderes?

Nun, wenn es etwas gibt, das Narzissten wie Marvin nicht ertragen können, dann ist es die eigene Bedeutungslosigkeit. Und genau das ist es, was jede Ablehnung für sie bedeutet: ein Blick in den Spiegel, der ihnen für den Bruchteil einer Sekunde zeigt, dass sie nicht so unersetzlich sind, wie sie gerne glauben. Dieser Moment, so flüchtig er auch sein mag, wird mit einem Feuerwerk an dramatischen Reaktionen beantwortet. Der narzisstische Abwehrmechanismus läuft auf Hochtouren auf – ein schnelles Video muss her, eine Rede an das Volk, eine Folge in seinem Podcast?
Das soll die Wogen der Ablehnung glätten und die eigene Herrlichkeit wiederherstellen.

Marvin, äh, Mister Wichtig, macht also Schluss mit dem Fest, bevor es überhaupt angefangen hat. Wow, starke Ansage!
In seiner Vorstellung kreisen die Gedanken etwa so:
„Wie soll das Fest jemals ohne mich weitermachen?
Was für ein Verlust! Dieses Event wird sich nie wieder erholen! Denen zeig ich, was sie mit mir verlieren!“
Und er stellt sich den Schock bei den Veranstaltern vor:
„Oh nein, Marvin kommt nicht? Wie sollen wir bloß weitermachen ohne seine bahnbrechenden Weisheiten über Selbstfindung in fünf einfachen Schritten, die er drastisch auf Blinkist gelernt hat? Was für eine Tragödie.“
„Die werden mich noch bitten und betteln und ich werde lächelnd Nein sagen …“

Schlimmer für Coach Marvin wirds dann nur, wenn genau das nicht stattfindet und man seinen Videografischen Abgesang einfach hinnimmt.

Ja, Marvin hat einen Podcast, sonst hätte er sich für das Fest ohnehin nicht interessiert.
Und nicht irgendeinen – nein, seine gesammelten maskulinen Weisheiten streut er großzügig in die Welt, um aus Männern richtige Männer zu machen.
Du weißt schon, die Sorte Männer, die sich morgens mit rohem Fleisch das Gesicht wäscht und dann den Tag startet, indem er mit einem 10-minütigen Monolog vor dem Spiegel über „echte männliche Werte“ meditiert. Denn wer, wenn nicht er, soll den Männern da draußen zeigen, was es bedeutet, „wirklich stark“ zu sein?

Aber die Wahrheit ist: Marvin redet nur über die Stärke, die er sich selbst verzweifelt wünscht. Hinter all dem Gerede von „echten Werten“ steckt ein Mann, der sich sehr nach der Macht sehnt, die ihm immer wieder durch die Finger gleitet. Und so verfällt er in Extreme: Wo Weitsicht und Empathie gefragt wären, predigt er Härte und Unnachgiebigkeit. Für ihn ist alles eine Frage der Dominanz – denn wenn du nicht der Stärkste im Raum bist, dann bist du schwach. Und Schwäche, so hat Marvin es in seinen stundenlangen Monologen erklärt, ist der einzige Feind, den es zu vernichten gilt.
In Wahrheit manipuliert er seine Follower, treibt sie dazu, jedes Problem mit einer Panzerfaust anzugehen, während ein bisschen Fingerspitzengefühl oft mehr bewirken würde.

Aber das ist ja das Ding mit Narzissten: Sie reden immer über die Ideale, die sie selbst nie erreichen werden. Marvin ist das perfekte Beispiel dafür: Er verkündet, dass echte Männer „stahlhart“ sein müssen, weil er selbst zerbrechlicher ist, als er es jemals zugeben würde. Für ihn ist Stärke nicht die Fähigkeit, Herausforderungen mit Verstand und Weitsicht zu meistern – nein, für ihn geht es darum, alle Zweifel mit einem übertriebenen Geltungsdrang zu übertünchen.
Die Fähigkeit, nachzugeben, sich anzupassen, auf das Gegenüber einzugehen? Alles Schwächen in Marvins Welt. Denn wenn du nicht geradeaus auf das Ziel zurennst, was bist du dann wert?
Er versteckt sich in einer Maskerade eines Mannes, der er selbst nicht ist – aber gerne wäre.

Er vermarktet seinen Podcast mit gutem Erfolg – nur – wem hat er das zu verdanken?
Genau den Leuten aus dem Verein, die dieses Event organisieren. Denen, die ihm einst die Türen geöffnet haben, damit er heute seine Kanäle so pushen kann. Jene, die ihn gefördert haben, als seine Worte noch nicht so viel Reichweite hatten. Wo er all das gelernt hat, was er heute benutzt, um seine Hörer zu erreichen. Damals, ja, damals war der Marvin noch ein ganz Anderer.

Aber all das hat Mister Wichtig in einem grandiosen Anfall von verletztem Ego mit Füßen getreten. Er kehrte nicht nur dem Event den Rücken, sondern gleich allen, die darin involviert sind – Freunden, Wegbegleitern, Unterstützern. All jene, die einst seine Bühne waren, die ihm halfen, als er sie noch brauchte. Da er diese Lehren gut umgesetzt hat, darf er sein Ego nun an der Höhe seiner Followerzahl bemessen, was er auch gründlich tut. Ein Musterbeispiel, das Macht auch korrumpiert.

Für Marvin ist jetzt jede Plattform eine potenzielle Kanzel, von der aus er seine Lehrsätze in die Welt posaunen kann. Podcasts, Kochshows, Flohmärkte – völlig egal. Er hätte auch auf einer Baustelle über „inneres Wachstum“ referiert, Hauptsache, irgendjemand hört ihm zu.
Aber nun, und das ist fatal, man hat ihm, dem Herrn der Männer, die Predigt genommen – man hat sich undankbar gezeigt und seine maskuline Größe nicht gewürdigt.

Doch das spielt keine Rolle mehr. Denn wer Marvin ablehnt, der macht das nur einmal. Danach ist er für immer raus. Ein klassischer Narzissten-Move: wenn jemand auf seinen Schlips tritt, dann geht er – aber nicht ohne verbrannte Erde zu hinterlassen.

Narzissten wie Mister Wichtig sind emotionale Bulldozer. Freundschaften, Loyalitäten, Bindungen selbst Familie – das alles sind nur Landschaften, die auf ihrem Weg zertrampelt werden, wenn das eigene Ego auch nur minimal verletzt wird. Was für normale Menschen ein sanftes Kratzen am Stolz wäre, ist für den Narzissten eine seelische Amputation. Ein Schlag, den sie mit dem emotionalen Feingefühl eines wütenden Rhinozerosses beantworten. Rücksichtslos, zerstörerisch und mit einer Opfermentalität, die sie selbst als Helden des Dramas stilisiert, während alle anderen als undankbare Verräter zurückbleiben. Das ist, was Narzissten tun, wenn sie nicht bekommen, was sie möchten – zerstören, trennen und Schuld verteilen. Und darum geht es hier im Grunde – darum, das ein Narzisst ausreicht, um einem Hilfsbereitschaft auszutreiben und manchmal auch den Glauben an das Gute zu nehmen.

Das Toxische an Leuten wie Marvin ist nicht ihre offensichtliche Arroganz – nein, das eigentliche Gift liegt in ihrer Fähigkeit, ihre Strahlkraft auf andere zu projizieren. Sie schaffen es, dass sich Menschen um sie scharen, ihnen folgen und an ihre falschen Versprechen glauben, weil sie die Unsicherheit ihrer Anhänger ausnutzen. Die angebliche „Größe“, die sie sich anheften, wirkt wie ein Magnet auf diejenigen, die sich selbst verloren fühlen. Es ist nur ein perfides Machtspiel: Ein Narzisst braucht nicht nur Bewunderung, sondern auch Co-Abhängigkeit, um sich in seiner Rolle als unangefochtener Anführer zu bestätigen.

Marvins wird man nicht los, indem man lieb „Bitte“ sagt. Denn wenn du einen Narzissten stehen lässt, kannst du sicher sein, dass er nicht einfach geht – er reißt mit, was er kriegen kann, und hinterlässt nur Ruinen. Doch genau dort, am Rand dieser Zerstörung, liegt die einzige Chance auf einen Neubeginn. Denn was übrig bleibt, ist der Boden und die Freiheit, auf dieser kahlen Fläche neu zu wachsen – ohne seine Schatten.

Jetzt, wo Marvin „für immer raus“ ist, dürfen alle Anderen aufatmen. Denn, wie jeder weiß: Es gibt nichts Schlimmeres als einen Mister Wichtig, der einem auf die Nerven geht, während man selbst versucht, einfach nur eine gute Zeit zu haben.

Und das hatte man, auch ohne ihn.
Oder vielleicht gerade deshalb?