Stell dir vor, du bist auf einem Karussell. Nicht so ein romantisches Nostalgie-Ding mit Pferdchen und sanfter Musik, sondern eher eine wilde, unberechenbare Maschine, die von einem betrunkenen Clown bedient wird. Willkommen im Alltag des 21. Jahrhunderts, wo jede Entscheidung zwischen Kaffeesorte und Netflix-Serie wie eine existenzielle Krise behandelt wird.

Die Menschen laufen durch ihr Leben, eingehüllt in eine Wolke aus Selbsttäuschung und Optimierungswahn. Jede Handlung, jede Bewegung scheint darauf abzuzielen, einen Zweck zu erfüllen, irgendeine höhere Sinnhaftigkeit zu erreichen. Doch die bittere Wahrheit ist: Da ist kein höherer Zweck. Da ist nur die absurde Banalität des Daseins. Und das ist okay.

Betrachten wir das morgendliche Ritual der modernen Homo sapiens. Der Wecker klingelt, und anstatt den Tag mit einem enthusiastischen „Guten Morgen, Welt!“ zu begrüßen, wird erstmal genörgelt, geschnieft und fünfmal die Schlummertaste gedrückt. Die prägenden ersten Minuten des Tages werden in einer Trance aus Augenreiben und Verdrängung verbracht.

Dann das Frühstück. Haferflocken, Smoothies, Chiasamen – als ob eine gesunde Mahlzeit die Unzulänglichkeiten des menschlichen Daseins kompensieren könnte. Newsflash: Ein paar Goji-Beeren werden deine kaputten Träume nicht reparieren.

Der nächste Akt im Drama des Alltags: Die Fahrt zur Arbeit. Es beginnt mit dem verzweifelten Kampf, den Gürtel durch die viel zu engen Schlaufen der Hose zu zwängen, gefolgt von der Suche nach den Autoschlüsseln, die sich offenbar dazu verschworen haben, sich jeden Morgen an einem anderen, unauffindbaren Ort zu verstecken. Dann kommt der Gang zum Auto, dieser kleine Spaziergang, bei dem man hofft, nicht wieder in den frischen Hundehaufen vom Nachbarn zu treten.

Im Auto angekommen, beginnt der Kampf gegen die Verkehrsüberwachungskamera, die jeden Morgen mit unfehlbarer Genauigkeit genau dann blitzt, wenn man fünf Stundenkilometer zu schnell fährt. Währenddessen gleicht die Autobahn einem absurden Hindernisparcours aus nervtötenden Staus, schneckenartigen LKWs und aggressiven Dränglern, die scheinbar ein Rennen gegen die Zeit fahren.

Schließlich erreicht man das Tor zur Firma, und das Schauspiel nimmt seinen Lauf. Am Tor stehen die Kollegen, eine bunte Truppe aus Morgenmuffeln, Workaholics und chronischen Frühaufstehern. Die Morgenmuffel grüßen mit einem kaum hörbaren Murren, die Workaholics sind schon seit Stunden da und sprechen ausschließlich in Produktivitätsstatistiken, und die Frühaufsteher tun so, als sei es das Normalste der Welt, um 5 Uhr morgens einen Marathon zu laufen.

Einige der Kollegen sind wahre Meister des Small Talks, und es beginnt die tägliche Litanei des belanglosen Geplänkels. „Und, wie war dein Wochenende?“, fragt einer, obwohl es ihm eigentlich völlig egal ist. „Ach, ganz okay, ein bisschen entspannt“, lautet die standardisierte Antwort. Jeder weiß, dass es sich dabei um eine verklausulierte Version von „Ich habe stundenlang auf der Couch gesessen und versucht, meine Existenz zu vergessen“ handelt.

Und so betreten wir schließlich das Büro, diesen modernen Tempel der Produktivität, in dem wir unsere Tage damit verbringen, Zahlen in Excel-Tabellen zu quetschen und Meetings abzuhalten, in denen viel geredet, aber wenig gesagt wird. Die Absurdität dieses Rituals wird nur noch durch die Kantine übertroffen, wo das Essen entweder so fad ist, dass man sich fragt, ob es tatsächlich essbar ist, oder so extravagant, dass man sich fragt, ob man im falschen Restaurant gelandet ist.

Aber warum dieser Wahnsinn? Warum tun wir uns das an? Die Antwort ist so simpel wie ernüchternd: Weil wir müssen. Weil uns beigebracht wurde, dass es genau das ist, was das Leben ausmacht. Ein endloses Drehen im Karussell der Belanglosigkeit.

Hier kommt mein Plädoyer für die Unvernunft ins Spiel. Lasst uns doch einfach mal die Sinnhaftigkeit links liegen lassen und uns der Freude an der Absurdität hingeben. Statt mit ernster Miene durch den Tag zu schreiten, warum nicht einfach mal einen Tanz aufführen, nur weil uns gerade danach ist? Statt in Meetings zu sitzen und den Chef zu beeindrucken, warum nicht einen Clown anheuern, der das Ganze auflockert? Wer sagt denn, dass Arbeit immer ernst sein muss?

Letztlich ist es doch genau diese Unvernunft, die das Leben lebenswert macht. Die unerwarteten Wendungen, die Momente des Wahnsinns, die kleinen und großen Absurditäten – das ist es, was unser Dasein bunt und aufregend macht.

Also, liebe Leser, lasst uns die Vernunft über Bord werfen und die Welt durch die Brille des Absurden betrachten. Denn in einer Welt, die so verrückt ist wie unsere, ist der einzige Weg, wirklich glücklich zu sein, sich dem Wahnsinn hinzugeben. Prost auf die Unvernunft!