Frage dein Gegenüber nach “Warum”, wenn du eine Sache nicht machen möchtest, die diese Person sich vorstellt.
Frage wiederholt “Warum?” Und “Warum?” – bis sie entnervt aufgibt. Das enthebt dich, eine klare Stellung zu beziehen. Du musst nicht sagen, dass du eigentlich keinen Bock auf dieses oder jenes hast.
“Warum” gaukelt in diesem Falle vor, dass du gerne mehr wissen möchtest, lässt dich also auf der Seite des Neugierigen sein, während dein eigentliches Ziel, den anderen zu enervieren, immer näher rückt.

Und dann kannst du noch hergehen und mit dem Brustton der Überzeugung behaupten, dass du ja nur wissen wolltest … um auch da im Recht zu bleiben. Letztlich kann dir das “Warum” helfen, so manche Feigheit oder Psychose zu verbergen – wenn du sonst keinen anderen Ausweg weißt. Nur ja nicht wahrhaftig Stellung beziehen. Herrlich, wie man Menschen mit nur einem Wort in die Rechtfertigung und Verteidigung zwingen kann.
Dieses unscheinbare Wort hat die Macht, jede Konversation zu verlängern oder abrupt zu beenden, sie zu vertiefen oder völlig zu zerstören.

Also, beim nächsten Mal, wenn du dich in einer endlosen, langweiligen Unterhaltung wiederfindest, erinnere dich an die Kraft des „Warum?“. Setz es geschickt ein und beobachte, wie sich das Gespräch entweder in tiefe Gewässer bewegt oder wie von Geisterhand verschwindet. Und genieße den Moment der absoluten Stille, der darauf folgt.

Das bedeutet nicht, das Warum – oder seine Geschwistern „Weshalb“ und „Wieso“ – eine böse Frage ist, ganz und gar nicht, es liegt nur besonders viel Kraft in solchen einfachen Dingen. Aber es wird gerne dazu benutzt um andere auszuhebeln, sie zum Schweigen zu bringen oder klein zu halten. Und natürlich – was ihr eigentlicher Sinn ist – für genau das Gegenteil. Es gibt ganz besonders gute Warum fragen.

Es ist wie so oft: Etwas Gutes kann bis zur Bedeutungslosigkeit missbraucht werden und fordert deshalb unsere Achtsamkeit. Wir können unsere Sprache, einer Waffe gleich, mit Worten laden und Seelen damit töten – oder dieselben Worte wie Balsam und Pflaster verwenden.

Aber, Natürlich gibt es auch Fragen, die sind von Grund auf dumm.
Ich stehe im untersten Geschoss der Tiefgarage am Lift und mein Nachbar kommt dazu: „Hey, fährst du nach oben?“ Nein, ich warte auf die uBahn!

Oder auch ein Klassiker: Du liegst auf der Couch und schnarchst. Deine Freundin stupst dich an und fragt: „Schläfst du?“
Nein, ich meditiere über die Bedeutung des Lebens mit geschlossenen Augen und mähe dabei den Rasen!

Dich schüttelt es vor Kälte, und du wirst gefragt, ob dir kalt ist. Bei 37 Grad tappst du matt herum: „Ist dir warm?“
Du läufst vor einem Hund davon: „Hast du Angst vor Hunden?“
Weinst du, lachst du – bist du traurig? Was sollen solche Fragen, sofern die Antwort doch offensichtlich ist?

Ich verstehe, man will reden, aber dann stell doch bitte nicht solche Dummschwatzfragen, die mich an deiner Grundintelligenz zweifeln lassen.
Frag mich lieber: „Wie geht es dir?“ Frag mich: „Warum fährst du mit dem Lift?“ oder: „Findest du mich so uninteressant, dass du auf meiner Couch eingeschlafen bist?“ Dann habe ich die Chance, dir ehrlich zu antworten: „Schlecht“, „zu faul“ oder „Ja“.

Intentionen, liebe Leute, Intentionen – deine Fragen verraten letztlich, wer du wirklich bist! Sie zeigen, was du tatsächlich willst, sie verraten dich hinterrücks und lassen dir keine Chance auf Entkommen.

„Wie geht es dir?“ und „Warum“ sind Säulen der Konversation und die Spiegel deiner Seele, ja der Gesellschaft, mit der du dich umgibst.
Also wähle weise und stelle keine Fragen, deren Antwort dich nicht wirklich interessiert.