Die Tragik liegt darin, dass sowohl Alex als auch Fiona eine andere Wahl hätten. Sie könnten ihre Energie nutzen, um aufzubauen statt zu zerstören, zu unterstützen statt zu unterdrücken. Doch dazu müssten sie erst einmal den Mut haben, sich selbst zu konfrontieren und ihre eigenen Schwächen zu erkennen. Sie müssten erkennen, dass wahre Stärke nicht in der Fähigkeit liegt, andere niederzumachen, sondern in der Fähigkeit, sie zu erheben.

Wenn man tiefer in die Natur dieser erbärmlichen Kreaturen eintaucht sieht man etwas völlig anderes. Was passiert, wenn Alex oder Fiona auf jemanden treffen, der ihnen ebenbürtig ist oder – Gott bewahre – tatsächlich stärker? Die Antwort ist simpel: Sie fallen in sich zusammen wie ein billiges Zelt in einem Wirbelsturm.

Die Macht der Mobber wie Alex und Fiona gründet sich auf die vermeintliche Schwäche ihrer Opfer.
Nicht weil diese von Natur aus schwach wären, sondern weil Mobbing eine perfide Psychologie des Schreckens ist. Opfer fallen oft in eine Spirale aus Angst, Scham und Selbstzweifel, die es ihnen unmöglich macht, sich zur Wehr zu setzen.
Sie fürchten die Eskalation der Angriffe, die Isolation von vermeintlichen Freunden und die Demütigung in der Öffentlichkeit. Diese psychologische Barriere lähmt sie, nimmt ihnen den Mut, sich zu wehren, und verstärkt damit die Macht der Mobber.
Die Täter nutzen diese Dynamik skrupellos aus, wissend, dass ihre Opfer in der Stille ihres Leidens gefangen sind, unfähig, das Schweigen zu brechen und sich zu verteidigen.

Dabei wäre es oft so einfach, diesen grauslichen Menschen entgegenzutreten, denn in Wahrheit sind sie nur erbärmliche Würstchen. Ihre ganze Macht basiert auf der Illusion, unbesiegbar zu sein – eine Illusion, die wie ein Kartenhaus zusammenfällt, sobald jemand den Mut findet, ihnen die Stirn zu bieten.

Alex, der Schulhof-Tyrann, hat nie gelernt, mit echter Opposition umzugehen. Er hat sich seine ganze “Macht” durch Einschüchterung und Angst erarbeitet, nicht durch echte Stärke oder Fähigkeiten. In dem Moment, in dem er auf jemanden trifft, der zurückschlägt – sei es mit Worten oder Taten – sieht man, wie seine Fassade bröckelt. Er wird kleinlaut, sucht nach Ausreden und versucht, die Situation zu entschärfen. Plötzlich ist der große, böse Wolf nichts weiter als ein winselndes Hündchen, das Schutz sucht.

Fiona ist da keinen Deut besser. Ihre ganze Strategie basiert auf subtilem Psychoterror, Manipulation und Lügen, aber wenn jemand ihr Spiel durchschaut und offenlegt, gerät sie in Panik. Ihre honigsüße Stimme verliert ihre Süße, ihr Lächeln wird zu einer steifen Grimasse, und ihre “Freundlichkeit” entpuppt sich als das, was sie wirklich ist: eine dünne brüchige Maske, die ihre hässliche Fratze der Unsicherheit verdecken soll. In der Konfrontation mit jemandem, der stärker und durchsetzungsfähiger ist, wird sie heulend kleinlaut und zieht sich zurück.

Stellen wir uns die Zukunft dieser beiden Figuren vor. Die Schule ist vorbei, der Pausenhof verlassen. Alex tritt hinaus in die Welt und erkennt schnell, dass seine Spielchen hier keinen Platz mehr haben. Plötzlich ist er ein Niemand unter Vielen, ein zahnloser Tiger, der bemerkt, dass seine größte Leistung darin besteht, eine Fußnote in der Biografie derer zu sein, die er zu unterdrücken versuchte.

Fiona hingegen, die Giftspritze, findet sich in einem Labyrinth aus Intrigen und Lügen wieder, das sie selbst erschaffen hat. Sie wird zur Gefangenen ihrer eigenen Machenschaften. Jeder in ihrem Umfeld weiß inzwischen, was sie für ein Spiel spielt, selbst die Familie, die so so trefflich belogen hat und die einstige Macht, die sie glaubte zu besitzen, weicht heftiger Ablehnung. Ihre Worte, einst so schneidend, verhallen nun im einsamen dunklen Nichts, unbeachtet und bedeutungslos.