Auch ich habe Mobbing erlebt – es war tatsächlich schlimm. Vor einigen Jahren habe ich einen Brief geschrieben, in der Hoffnung, ihn einmal in eine ordentliche Geschichte verwandeln zu können, ich hab das bisher nicht getan. Mit diesen kurzen Zeilen von damals mag ich für heute schließen.

Ich habe etwas gelernt: Mobber fühlen sich von talentierten Menschen bedroht.

Und deshalb weiß ich heute, dass ich eine Menge Talente habe, große Möglichkeiten in mir trage. Denn wie ihr mich behandelt habt, war furchtbar, gemein und hinterhältig. Was ihr getan habt, war, mich zu zerstören, mich klein, unsicher und mundtot zu machen. Ihr müsst mich ja wirklich als Bedrohung empfunden haben.

Ich habe nach der Schule 30 Jahre gebraucht – 30 Jahre, um euch in die Augen sehen zu können. 30 Jahre lang habe ich jedes Klassentreffen verweigert, nicht aus Angst vor euch, sondern aus Zorn und Wut und weil ich euch gehasst habe. Die Wahrheit ist, ich habe mich selbst gehasst und ich habe diesen Zustand gehasst, in den ihr mich getrieben habt.

Ich bin nicht gläubig, ich habe jeden Glauben an einen gütigen und lenkenden Gott verloren, nicht nur wegen euch, aber auch deshalb. Aber eines habe ich vor 10 Jahren am 30. Treffen, zu dem ich endlich kam, gesehen: Ihr seid noch unglücklicher als ich. Ich habe gesehen, dass ihr, die lauten und fiesen Rüpel, die ärmsten Würstchen geworden seid. Ich habe euch angesehen und unglückliche Beziehungen erkannt, Krankheit und Trauer, Zweifel und Missgeschick. Nichts ist geblieben von den starken Burschen und den Prinzesschens Tausendschön.

Damals dachte ich: Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen unglaublich fein. Und da habe ich aufgehört, euch zu hassen. Ich habe Genugtuung erfahren, ich weiß nun, dass es so etwas wirklich gibt – Genugtuung. Und heute, wo ich diese Zeilen schreibe, wenn ich auch ein paar Worte verloren habe, die eine Retourkutsche sind, zugegeben, geschieht dies nicht aus Zorn oder Hass. Es geschieht, um euch zu sagen: Ich denke nicht mehr an euch.

Ihr seid nicht länger der Maßstab meines Erlebens. Ich habe so viele und wertvolle Menschen um mich, die mir zeigen, dass ich ein wertvoller Mensch bin und es werden täglich mehr
Und letztlich habe ich euren Grausamkeiten ein paar meiner größten Talente zu verdanken, und dafür möchte ich auch Danke sagen.