Autor:
Thomas Speck
Veröffentlicht am:
9. Januar 2025

Meta-Morphose: Ein Abschiedsbrief an ein soziales Netzwerk

In einer schönen gemütlichen Holzstube auf einem Tisch: eine Tasse dampfender Kaffee, ein Podcast Mikrofon, Bücher, ein stift und eine Lesebrille. daneben ein laptop auf dem die logos der Meta Gruppe zu sehen sind: facebook, Instagram und Threads. Etwas melancholische Stimmung.

Es war einmal, da war Meta der schillernde Jahrmarkt der digitalen Welt. Zuckerwatte aus Selfies, glitzernde Karussells voller Katzenvideos und Gewinnspiele, bei denen du mit einem „Like“ einen Traumurlaub gewinnen konntest – zumindest in der Fantasie des Algorithmus. Doch während die Glühbirnen flimmerten und der Ringmaster Zuckerberg seine Manege erweiterte, passierte etwas Merkwürdiges: Die Besucher begannen viel zu reden und doch zu schweigen – aus dem bunten Spektakel wurde ein digitales Stummfilmtheater.

Lass mich ehrlich sein: Unsere Beziehung war von Anfang an kompliziert. Ich wollte Gespräche, Meta wollte Klicks. Ich wollte Austausch, Meta wollte Zeit. Wenn ich auf „veröffentlichen“ gedrückt habe, fühlte es sich an wie eine Flaschenpost an einen leeren Strand. Ein paar Herzen trudelten an, wie einsame Touristen – dann wieder Stille. Vielleicht mal ein Kommentar wie „Toll!“ von einem Account, der wahrscheinlich ein Bot war. Meta war nicht der Ort, an dem mein Podcast lebendig wurde – es war eine leere Bühne mit verstaubtem Vorhang. Meta hat die Welt verändert und ihr habt euch mit verändert. Es ist mir zu oberflächlich geworden.

Kein miteinander Lachen, kein Feilschen um bessere Argumente, bloß noch ein Hecheln um Aufmerksamkeit. Nur noch monotones Abnicken in Form von „Gefällt mir“-Klicks. Es war, als hätte man das pralle Leben gegen ein endloses Standbild getauscht – eine Slideshow von Momenten, die sich gegenseitig versuchten zu überbieten, während das Publikum gelangweilt mit dem Finger weiterwischte.

Und dann kam sie: die große „Zuckerberg-Revolution“, der Wandel vom Faktencheck zum Meinungsbasar. Plötzlich fühlte ich mich wie auf einem Basar, wo Wahrheiten und Trugbilder im Sonderangebot „3 für 1“ feilgeboten werden. Es ist, als würde man auf einem Flohmarkt zwischen handgemalten Familienporträts und UFO-Dokumenten nach einer ehrlichen Geschichte suchen.
Jetzt darf man wieder laut „Pseudowissenschaft!“ schreien und „Meine persönliche Wahrheit!“ drunter posten, und niemanden juckt’s. Religion über Wissenschaft, laut über klug. Ich habe ja nichts gegen freie Meinung – aber es ist schwer, im Lärm eine gute Geschichte zu erzählen. Ein Podcast lebt von Dialog, von einem Augenzwinkern und einem schlagfertigen Gegenüber. Doch Meta fühlte sich an, als würde ich in ein Megafon sprechen, das direkt in eine Wand gerichtet war.

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Also sitze ich jetzt hier, zwischen Reels, die keiner sehen will, und Beiträgen, die sich in den Untiefen des Algorithmus verlieren, und denke: Warum eigentlich noch? Ich bin nicht hier, um Likes zu sammeln wie Kronkorken oder um mir ein digitales Schulterklopfen zu verdienen. Und da ich das nicht ändern kann, ist es an der Zeit, das Zelt abzubrechen und weiterzuziehen.

Vielleicht bin ich zu idealistisch. Vielleicht bin ich auch nur müde von endlosen Updates, die aus Innovationen hohle Worthülsen machen. Oder ich will einfach wieder wissen, wie es sich anfühlt, mit echten Menschen zu reden – dort, wo es um Inhalte geht und nicht darum, wer den tollsten Filter benutzt.

Ich gehe, weil ich nicht ewig in einem Raum bleiben will, in dem keiner redet. Ein Raum voller Echos klingt beeindruckend – aber eben nur kurz. Der Podcast bleibt, die Gespräche bleiben – nur nicht auf Meta. Hier enden die Episoden mit einem freundlichen „Auf Wiedersehen“ und nicht mehr mit „Bis nächste Woche“.

Zuckerberg, es war… na ja, sagen wir mal: lehrreich. Aber dein neuer Kniefall vor den Lautesten im Raum – Hut ab! Wer hätte gedacht, dass ein Multi-Milliardär so elegant in die Knie gehen kann? Du redest von Meinungsfreiheit und lieferst stattdessen einen Freifahrtschein für Schreihälse und Verschwörer. Und während du dich bückst, fegt ein gewisser orangefarbener Schaumschläger sich triumphierend den Staub von den Manschetten.
Weißt du, woran mich das erinnert? Genau – an X. Früher hieß das Twitter, heute nur noch eine Show für Selbstinszenierung und Ego-Spektakel. Und du bist auf dem besten Weg dorthin. Bald wird es keinen Unterschied mehr geben: dieselben Parolen, derselbe Rückgratverlust – und derselbe leere Raum, in dem nur noch der Algorithmus applaudiert.

Aber hey, viel Glück dabei. Vielleicht klappt es ja. Ich jedenfalls nehme meinen Hut – und meinen Podcast – drehe mich um winke noch einmal halbherzig. Ich nehme mir meine Kaffeemaschine und gehe. Tschüss Meta, hallo echte Welt.
Woanders wird mein Podcast auch ohne dein Mega-Logarithmus seine Leute finden – und weißt du was? Vielleicht sogar mit mehr Freude.

Für alle, die mir folgen wollen: Wir sehen uns – nur nicht mehr im Meta Universum.
Bluesky: https://bsky.app/profile/der-speck.bsky.social
Mastodon: https://mastodon.social/@der_speck

Bis nächste Woche – same time, same station. Euer Thomas.

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