Autor:
Thomas Speck
Veröffentlicht am:
19. Februar 2025

Satire für die Katz – Warum trotzdem weitermachen?

Karikatur eines frustrierten Schriftstellers an einem überladenen Schreibtisch, umgeben von zerknülltem Papier. Im Hintergrund eine Litfaßsäule mit absurden Schlagzeilen, die das Chaos der Welt symbolisieren. Der Gesichtsausdruck des Autors zeigt kreative Verzweiflung.

Neulich saß ich da, starrte auf die Tastatur und wartete darauf, dass mir meine Motivation zurückschreibt. Tat sie aber nicht. Wahrscheinlich war sie gerade damit beschäftigt, irgendwo anders mit einem Cocktail am Strand zu liegen und mir insgeheim den Stinkefinger zu zeigen. Stattdessen schickte sie mir eine Notiz per Flaschenpost: „Warum? Was bringt’s? Die, die’s hören sollten, tun’s eh nicht. Und der Rest? Der weiß es doch schon.“

Tja. Die Frage sitzt aber: Warum weitermachen?

Die Satire erreicht die Falschen, ja, stimmt auffallend – aber ist das wirklich ein Problem?
Natürlich ist es frustrierend. Da schreibst du eine scharfsinnige Satire über die zunehmende Idiotisierung der Gesellschaft – und dann teilt sie Onkel Herbert auf Facebook mit dem Kommentar: „Ja! Genau so ist es! Deswegen wähl’ ich die AfD! (oder die FPÖ oder wer-weiß-was-es-da-in-anderen-Ländern-gibt)“

Da möchte ich doch am liebsten aufgeben und mich in eine Höhle zurückziehen, wo ich mit einem imaginären Publikum bestehend aus einem Dackel und einer Topfpflanze Selbstgespräche führe. Denn ganz ehrlich: Die, die’s verstehen sollten, verstehen’s nicht – und die, die’s verstehen, brauchen’s eigentlich nicht.

Ich brauche nur die Zeitung zu öffnen, und schon springen mich Attentate, Katastrophen und Abgründe des menschlichen Verstandes an wie eine Dampfwalze in Vollgas. Kaum hat man sich von der letzten Meldung über den Untergang der Zivilisation halbwegs erholt, kommt die nächste daher und ruft fröhlich: „Halt mein Bier!“

Stimmung futsch. Schreiblust futsch.

Und dann? Dann kommt wieder irgendjemand daher und sagt, Humor sei eine Waffe gegen das Absurde.
Aber ist das wirklich so?

Gute Arbeit soll sich lohnen!

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Es ist eine seltsame Zeit. Menschen streiten sich darüber, ob es regnet, während sie klitschnass werden. Wissenschaft wird für Meinungen gehalten. Und irgendwo sitzt ein Mann im Anzug und erklärt uns, dass es „gar nicht so schlimm“ ist, wenn ein bisschen Faschismus zurückkommt, weil man ja auch mal an „die Sorgen der Leute“ denken müsse.

Was tut man in so einer Welt? Man kann heulen, ja. Man kann verzweifeln. Man kann sich in den Keller setzen und darauf warten, dass der Planet in Flammen aufgeht.
Oder man kann lachen.

Nicht, weil’s lustig ist. Sondern weil Lachen das einzige Gegenmittel gegen Wahnsinn ist, das noch funktioniert, ohne dass es rezeptpflichtig ist. Satire ist nicht nur Unterhaltung – sie ist ein Weg, um mit der eigenen Ohnmacht klarzukommen. Ein verbaler Baseballschläger gegen die Absurdität der Welt.

Natürlich werden wir die Welt nicht retten, indem wir lustige Texte schreiben. Das haben wir ja schon probiert, und siehe da: Die Welt bleibt ein schwieriger Ort.
Aber vielleicht reicht es ja, wenn wir einen einzigen Menschen erreichen. Vielleicht einen 17-Jährigen, der zum ersten Mal merkt, dass er die Nachrichten nicht nur über sich ergehen lassen muss, sondern dass er Dinge hinterfragen kann. Oder eine müde Angestellte, die nach einem langen Tag unseren Text liest und für einen Moment wieder Hoffnung fasst.
Wir werden die Dummen nicht schlauer machen. Aber vielleicht verhindern wir, dass die Klugen aufgeben.
Weil das Aufgeben die denkbar schlechteste Pointe wäre. Weil Resignation die Bühne kampflos denen überlässt, die am lautesten brüllen. Und weil, so absurd es auch scheint, ein guter Witz manchmal mehr bewegen kann als eine tausendseitige Abhandlung.

Und wenn wir es nicht tun – wer dann?
Wenn wir nicht weitermachen, machen nur noch die anderen weiter!
Hier kommt die bittere Wahrheit: Wenn wir verstummen, bleiben die Lauten übrig. Die, die hetzen. Die, die vereinfachen. Die, die mit platten Parolen für komplexe Probleme werben.

Die Geschichte hat uns oft genug gezeigt: Schweigen hilft immer den Falschen.
Also ja, es ist frustrierend. Ja, es fühlt sich manchmal an wie Schreiben gegen eine Wand. Aber wenn wir aufhören, dann bleibt nur noch das Echo der Dummheit.

Und mal ehrlich: Wer will das schon?

Es fällt mir nicht immer leicht, dranzubleiben. Zunehmend immer schwerer. Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt einen Unterschied macht.
Aber dann stolpere ich doch wieder über einen Moment, in dem jemand sagt: „Genau das habe ich gebraucht.“ Und solange es noch solche Momente gibt, gebe ich mir Mühe. Nicht, weil ich die Welt retten kann – aber weil sie mit ein bisschen mehr Verstand und Humor vielleicht ein kleines bisschen erträglicher wird.
Ich möchte mich gar nicht als Weltenretter oder jemand positionieren, der versucht bewusst gegen die Verdummung da draußen vorzugehen. Ich schreibe, weil das meine Art ist, mich mitzuteilen, ein Ventil für die Gesprächslosigkeit der modernen Welt.
Dass sich dabei thematisch der Wunsch ergibt, einen unterschied machen zu wollen, ist ein Nebeneffekt, der jedoch zunehmend wichtiger geworden ist für mich. Und je wichtiger dieser wurde, desto stärker stieg auch mein Bedürfnis, den Hut drauf zu hauen und einfach meinen Lebensabend begehe, während ich traurig dabei zusehe, wie die dümmsten anzunehmenden Menschen die Oberhand gewinnen und mit ihren Fackeln die Welt verbrennen.

Scheiß drauf, ich mache weiter
Weitermachen heißt nicht, dass ich mir Illusionen mache. Ich werde die Welt nicht retten, indem ich kluge Pointen über die Verrohung der Gesellschaft schreibe.
Und wenn alles andere scheitert, habe ich wenigstens das letzte Lachen.
Wenn ich etwas Glück habe, bleibt mir sogar noch etwas Publikum dafür übrig.

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