In der ehrwürdigen Tradition der Satire, lasst uns ein Tänzchen wagen auf dem Parkett der Tiroler Eigenheiten, wo die Ironie in Lederhosen steckt und der Zynismus von den Bergen widerhallt. Es ist eine Reise, nein, eine Expedition in die Abgründe der menschlichen Fassade, die sich hinter den rustikalen Fassaden der Tiroler Gastfreundschaft versteckt.

In der ehrwürdigen Tradition der Satire, lasst uns ein Tänzchen wagen auf dem Parkett der Tiroler Eigenheiten, wo die Ironie in Lederhosen steckt und der Zynismus von den Bergen widerhallt. Es ist eine Reise, nein, eine Expedition in die Abgründe der menschlichen Fassade, die sich hinter den rustikalen Fassaden der Tiroler Gastfreundschaft versteckt.

Gleich zu Beginn meiner Zwanziger, als ich mich in den eisigen Umarmungen Tirols wiederfand, lernte ich nicht nur, Touristen mit einem gewissen Abscheu zu betrachten, sondern auch eine Art von Verachtung, die sich nur durch tiefe persönliche Erfahrung nähren lässt. Die Folge: Touristen in diesem Podcast, ist ein Zeugnis dieser Lernerfahrung. Aber, was mich wahrlich in die Arme des Zynismus trieb, war nicht der Anblick der dahergelaufenen Pauschalurlauber, sondern die skrupellose Unehrlichkeit der Tiroler selbst.

Die Tiroler, zumindest jene, die ihre Nase rümpfen über die Unmengen von Touristen, die doch aber das Brot auf ihre Tische zaubern, bedienen sich einer Scheinheiligkeit, die ihresgleichen sucht. Mit jedem Dirndl und jeder Lederhose nicht nur den alpinen Chic, sondern auch eine Fassade der Gastfreundlichkeit tragend, die bei näherer Betrachtung bröckelt. Die Tiroler, so scheint es, haben in der Kunst der Heuchelei den Doktortitel erworben, besonders jene, die im Tourismussektor ihr Unwesen treiben.

Betritt man eines der zahlreichen Hotels, so wird man erschlagen von einem Übermaß an Holz, das mehr an einen Katalog für rustikale Erinnerungen als an alpine Authentizität erinnert. Mit dicken Teppichen und einer Attitüde, die zwischen nobel und grotesk schwankt, erinnert die Einrichtung weniger an das Rokoko, vielmehr an die Karikatur dessen, an den Zuckerbäckerstil – ein Stil, so überladen mit Zierrat, dass man befürchten muss, die Wände würden unter der Last zusammenbrechen. Es ist ein Bemühen um eine nobel heimelige Atmosphäre, die in ihrer Übertriebenheit nur noch als reiner Kitsch wahrgenommen werden kann.

Diese vermeintliche Gemütlichkeit, eine kalkulierte Idylle, dient nur einem Zweck: dem ahnungslosen Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen, während man ihm ein Lächeln verkauft, das so künstlich ist wie die Plastikblumen auf den Fensterbänken. Der Tiroler Tourismus, ein Meisterwerk der Täuschung, bei dem jeder Lederhosen und jede Dirndltragende zu einem Zahnrad in einer gut geölten Maschinerie der Gier wird.

Tragen wir die Fassade ab und betrachten das Fundament, auf dem diese alpine Illusion errichtet wurde. Ein Fundament, gebaut auf Heuchelei, Gier und einem gerüttelt Maß von Desinteresse am wahren Wohl des Anderen. Ein schillerndes Beispiel dafür, wie tief die Wurzeln des Scheins in unserer Gesellschaft verankert sind. In Tirol findet sich nicht nur die Schönheit der Berge, sondern auch eine dunkle, menschliche Tragikomödie, die sich hinter Lächeln und Landschaft versteckt.

Das Labyrinth der Verklärung, das Tirol seinen Besuchern vorzusetzen pflegt, führt geradewegs in die Illusion. Wer denkt, er wandele auf den authentischen Pfaden des realen Tirols, der tappt im Dunkeln – oder besser gesagt, im blendenden Licht einer raffiniert inszenierten Fata Morgana. Glaubt man wirklich, die Behausungen der Tiroler hätten sich schon immer unter dem Gewicht unnötigen Zierrats gebogen? Dass die heutigen Berghotels, die einst als schlichte Almhütten dienten, je für etwas anderes standen als für das nackte Überleben in der kargen Bergwelt?

Die Wände, die einst von der Notwendigkeit des einfachen Lebens zeugten, geziert nur von Jagdtrophäen und der Flinte, die sie erlegte, sind nun Kulissen in einem Theaterstück, dessen Skript der Tourismus schreibt. In den Speisesälen, deren Raum das Ausmaß einer Tennishalle erreicht und die einst von der ehrlichen Arbeit und dem einfachen Leben der Almwirte erzählten, herrscht heute eine andere Ordnung. Hier schweben Brigaden an Commis de Rang, Chef de Rang, und Chef de Service durch die Räume, als wären sie Teil einer königlichen Entourage, die sich in den Bergen verirrt hat.

Und dann sind da natürlich die Touristen um die sich letztlich alles bewegt und deren Geldbeutel das Drehbuch für einen Luxus schreiben, der in der rauen Tiroler Landschaft so fehl am Platz wirkt wie ein Kaktus im Schnee. Sie fordern eine Welt, die Tirol nie zu bieten hatte und die es vielleicht auch nie geben sollte. Eine Welt, in der der Schein mehr zählt als das Sein, und in der die einstige Almhütte zum Schauplatz einer bemühten Inszenierung wird, die mit jedem Servieren eines Gourmet-Gerichts weiter von der Realität abdriftet.

Wo früher der Rauch des Holzfeuers in der Luft lag und die Stille der Berge nur vom Wind durchbrochen wurde, da hallt nun das Klirren feinster Gläser und das Gemurmel selbstzufriedener Gäste. Die einfache, harte Arbeit, die das Leben in den Alpen einst ausmachte, wird ersetzt durch eine Choreografie des Überflusses, die in den Bergen auf natürlichem Wege nie Wurzeln schlagen könnte.

So stehen wir, betrachten die Szenerie und müssen erkennen: Das angepriesene Tirol, eine Postkartenidylle, die sorgsam zwischen den Seiten der Broschüren eingebettet liegt, und das reale Tirol, das sich unter der Last der Erwartungen und des modernen Tourismus beugt, könnten unterschiedlicher nicht sein. Ein Spiegelbild der Gesellschaft, in der die Suche nach Echtem oft nur die Sehnsucht nach einem Bild offenbart, das wir gerne von uns selbst hätten – fernab der realen Welt, in der wir leben.

In diesem Land, wo die Berge nicht nur geographisch, sondern auch metaphorisch Schatten werfen, gibt es eine Redewendung, die so tief in der lokalen Folklore verwurzelt ist wie die Alpen selbst. „Bischt a Tiroler bischt a Mensch, bischt koana, bischt a Oarschloch.“ Ein charmantes Bonmot, gewiss, wenn man die dahinterliegende Botschaft übersieht, die in etwa so einladend ist wie ein Lawinenabgang im Hochsommer. Denn, oh Ironie, in diesem Spruch verbirgt sich deutlich mehr Wahrheit, als den Bewohnern eigentlich lieb sein darf.

Mein Aufenthalt in Tirol erstreckte sich über die goldenen 80er bis Mitte der 90er Jahre, eine Zeit, in der ich nicht nur Zeuge des Generationenwechsels in der Hotellerie wurde, sondern auch miterlebte, wie die alpinen Geschicke neu gewoben wurden. „Die Alten bauen es auf, die Jungen machen es kaputt“, raunte man sich unter uns Angestellten zu.

Ich erinnere mich an ein Hotel, dessen Entstehungsgeschichte so symbolisch für Tirol ist wie der Schnaps zum Abschluss eines üppigen Mahls. Aus dem Verkauf dreier großzügiger Parkplatzflächen an eine Seilbahngesellschaft erwuchs nicht nur Kapital, sondern auch eine Vision. Die alte Familienalm wurde dem Erdboden gleichgemacht, um einem Vier-Sterne-Hotel samt Dependance Platz zu machen. Was einst eine Oase der Stille und Beschaulichkeit war, wurde über Nacht zur Heimat einer täglichen Blechlawine, Tausender Skifahrer und des damit einhergehenden Après-Ski-Lärms.

Anderswo mutierte eine Milchbar aus den späten 1960ern zu einem Vier-Sterne-Haus mit Wellnesszentrum. Solche Geschichten sind in Tirol an der Tagesordnung und zeugen von einer tiefgreifenden Transformation. Eine Transformation, die nicht nur die Landschaft, sondern auch die Seele Tirols erfasst hat.

In diesem Theater der Absurditäten, das sich „Modernes Tirol“ schimpft, bin ich Zeuge geworden, wie Tradition und Erbe wie alte Möbel auf dem Sperrmüll endeten. Da gab es Traditionshotels, stolze Zeugen vergangener Zeiten, die in die Knie gezwungen wurden, nicht durch die Härte des Lebens oder die Unberechenbarkeit der Natur, sondern durch die leichtfertigen Hände des Herrn Sohn, der das familiäre Silber beim Spiel zum Fenster hinauswarf. Wo einst das Herzstück des Dorfes schlug, erstreckt sich nun ein Konglomerat aus Beton und Glas – ein Büro- und Wohngebäude, so kalt und seelenlos wie das Grab, in dem die Erinnerung an das ursprüngliche Bauwerk aus den frühen 1800er Jahren ruht. Der einstige Erbe fristet sein Dasein nun mit einem winzigen Café, ein Schatten seiner selbst, am Ort, wo einst ein pulsierendes Unterhaltungsimperium stand.
Ein weiteres Kapitel dieser tragikomischen Saga erzählt von einem anderen „Herrn Sohn“, der in einem Sisyphos-artigen Unterfangen siebenmal an der Konzessionsprüfung scheiterte, ein lebendes Denkmal der Inkompetenz in einer Welt, die keine Geduld mit Versagern hat.

Diese Geschichten spiegeln eine Wahrheit wider, die so schroff und unwirtlich ist wie die Berggipfel selbst. Sie erzählen von einem Tirol, das im Zwiespalt zwischen Tradition und Moderne, zwischen Erhaltung und Fortschritt steht. Wo einst die Generation der Gründer mit Händen aus Stahl und Herzen voller Hoffnung eine Zukunft aufbaute, da regierte nun eine junge Garde, deren Visionen oft mehr von Profit denn von Bewahrung geprägt sind.

Als ich dort arbeitete schwang das Pendel der Tiroler Wirtschaft Richtung Verlust, die Umsätze gingen zurück, eine Rezession drohte, weil eine Generation verwöhnter, unerfahrener und in ihrer Arroganz unübertroffener Jungunternehmer das Ruder übernahm.
Anstatt aber in Demut zu den Wurzeln zurückzukehren, wurde die „Tirol Werbung“ wie ein Phönix aus der Asche emporgehoben. Unter tosendem Applaus wurden nicht die Sünden der Vergangenheit ausgemerzt, sondern als Luxus neu verpackt. Tirol wurde erneut zum Gesprächsstoff, und die einstigen Symptome der Krise avancierten paradoxerweise zu den Zugpferden des wirtschaftlichen Aufschwungs. Nichts wurde wirklich geändert; die Kunst bestand lediglich darin, die eigene Seele effektiver zu vermarkten.

Unter dieser neuen Führung wurden die Hotels immer moderner, immer pseudotraditioneller, die Preise erreichten astronomische Höhen. Tirol, einst ein Inbegriff von Natürlichkeit und Echtheit, mutierte zu einer wohl geölten Handelsmarke, einem trojanischen Pferd, das meisterhaft darin ist, ein nicht existentes Tirol als Echt zu verkaufen. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt, eine Erinnerung daran, wie weit man sich vom Ursprung entfernt hat.

Das wahre Tirol, das sich hinter diesen Geschichten verbirgt, ist ein Land, das sich selbst im Spiegel kaum noch erkennt. Ein Land, in dem die Idylle zur Ware geworden ist und der Traditionsspruch mit dem „Oarschloch“ eine bittere Note bekommt. Denn in einer Welt, in der Ursprünglichkeit der Ökonomisierung weicht, muss man sich fragen: Wer ist hier eigentlich das Arschloch?

Das moderne Tirol, einst eine Oase der Ruhe und Natürlichkeit, hat sich in das ultimative Schaufenster des Massentourismus verwandelt – eine bittere Ironie, die sich in den glitzernden Augen jedes Entrepreneurs widerspiegelt, der es kaum erwarten kann, auch dem letzten Flecken Erde ein Preisschild anzuhängen.
Die Alpen, jene majestätischen Zeugen der Erdgeschichte, sind nun nicht mehr als eine pittoreske Kulisse in einem Theaterstück, dessen Eintrittspreis stetig steigt.
In diesem grandiosen Spektakel des modernen Kapitalismus verkauft sich Tirol selbst – und mit ihm seine Seele. Reichtum und ästhetische Perfektion stehen im Rampenlicht, ziehen die Fäden in einem Puppenspiel, das den wahren Wert der Natur und ihrer Bewohner vergessen macht. Diese werden zu Randfiguren in ihrer eigenen Heimat degradiert, zu Statisten in einem Stück, das ohne sie begann und ohne sie enden wird.

Die Berge sind zu bloßen Requisiten herabgewürdigt worden, ideal für die Inszenierung perfekter Urlaubsmomente, die sich in den sozialen Netzwerken zu einer endlosen Litanei der Eitelkeiten verweben. Tirol, das Land, das damals seine Arme weit öffnete, um Wanderer, Träumer und Suchende willkommen zu heißen, hat sich in einen exklusiven Club verwandelt, dessen Zutritt ein Vermögen kostet. Ein Club, in dem nur noch die „Reichen und Schönen“ Mitglied werden können, während diejenigen, die die wahre Schönheit Tirols suchen und schätzen, am Eingang zurückgewiesen werden.

Die Preisgestaltung für Unterkünfte und Aktivitäten in dieser Region ist nicht nur ein Spiegelbild der Exklusivität, die nun vorherrscht, sondern auch ein trauriges Symbol für den Verlust der Zugänglichkeit und Echtheit. In Tirol wird Authentizität nun nach Gewicht in Gold aufgewogen, ein kostspieliges Vergnügen, das sich nur noch wenige leisten können. Was bleibt, ist eine Kulisse, ein Traumbild von Tirol, das mit jedem geknipsten Foto, mit jeder gebuchten Luxussuite, weiter von seiner Essenz abrückt.

In einem Land, wo die Berge so stolz und erhaben stehen, hätte man glauben mögen, dass es eine Grenze für den Verkauf und die Vermarktung seiner Naturschönheiten gibt. Doch in Tirol, unter dem glitzernden Scheinwerferlicht der Tirol Werbung, verwischen diese Grenzen zusehends. Die Hoteliers und politischen Figuren des Landes, allesamt zu eifrigen Mittätern in einem Spiel geworden, das sie kaum noch kontrollieren, haben sich in die unheilige Rolle von Zuhältern begeben. Ohne einen Hauch von Scham und bewaffnet mit einem Arsenal leerer Phrasen, sind sie bereit, dem letzten unberührten Winkel eine Langlaufloipe zu verpassen, den steilsten Hang mit Seilbahnen zu überziehen oder ein Kraftwerk zu errichten. Denn der Hunger nach touristischem Vergnügen verlangt nach Energie, und diese muss irgendwo herkommen. Und wenn man schon dabei ist, warum dann nicht das Ganze in ein noch größeres Spektakel verwandeln um ein paar Hotels mehr damit zu betreiben?

So entblößt sich das einst so stolze Tirol, poliert auf Hochglanz durch ein Marketing, das Sauberkeit und Romantik in den Vordergrund stellt, als nichts weiter als eine Tourismus-Hure. Die Täler weit gespreizt, bereitgelegt von ihren Kupplern, um auch den letzten Rest an jungfräulicher Natur und krachledernem Brauchtum an die Meistbietenden zu verscherbeln.