In der tief verschneiten Arena der tirolerischen Après-Ski-Kultur finden wir den Piefke in seinem elementarsten Zustand: eine Mischung aus halbnacktem Neandertaler und einem ehrgeizigen Athleten, der in einem bizarren Ritual versucht, die größtmögliche Menge an alkoholischen Substanzen zu sich zu nehmen, als ob dies eine olympische Disziplin wäre. Die Nacktheit, metaphorisch gesprochen, offenbart nicht nur die körperliche Verfassung des Individuums, sondern auch seinen geistigen Zustand, der auf das Niveau eines Steinzeitmenschen reduziert zu sein scheint. Dessen einziges Ziel es ist, durch lautes Grölen und absurde Tanzeinlagen die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts auf sich zu ziehen.

Auffallend ist dabei der entsetzlich peinliche alkoholtriefende Schischuhtanz über Tisch und Bänke und dabei Who the Fuck is Alice grölend.
Üblicherweise ist der gemeine Piefke die männliche Form des Touristen.
Sein temporärer Daseinszweck ist auf die Slalomwertung berauschter Aprés-Ski Erholung eingeschränkt. Wobei die Anzahl der gekippten Wodka-Feigen eine höhere Wertung erhält, als der tatsächlichen Eleganz der Einkehrschwünge zugeteilt wird.
Wer am Ende des Tages noch eine Williams-Birne schafft – mit echter Dosenbirne und bitte etwas mehr Saft! versteht sich – bekommt am morgendlichen Frühstückbuffet Extrapunkte der verkatert-krächzenden Freundesgruppe angezählt.
Mit verbalem Brustgetrommel und stimmbrüchigem Kampfgegröle, das afrikanische Berggorillas in die Flucht schlagen würde, werden die Erfolge des gestrigen Tages verglichen und einer imaginären Rangliste hinzuaddiert.

Ein desaströs selbstzerstörerischer Schwanzlängen oder Brustkörbchenvergleich, der von Hüttenbetreibern und Apres-ski-Bar Inhabern bestens bedient und gefördert wird.
Unterstützt vom immergleichen gehirnwindungsverknotendem Soundtrack Ibo’s Bungalow im Nirgendwo oder Jürgen Drews Bett im Kornfeld und dem volksverblödenden Valentinoischen Hurra die Gams wird unter gutturalem Gedöns der Touristen umsatzträchtig Partystimmung verbreitet.
Immer grinsend wird der Tourist aufgeheizt, abgefüllt und dem Williams-Birne Finale zugeführt.
Um hernach gepflegt in Tiroler Manier auf den arrogant primitiven Piefke zu schimpfen, der einem den letzten Nerv raube.

Lassen wir den gemeinen Piefke für einen Moment in seinem selbst gewählten Schicksal – der traurigen Umarmung billigster Williams-Birne und den daraus resultierenden katastrophalen Kopfschmerzen am nächsten Morgen – und wenden uns dem weiblichen Pendant zu:
dem Vögelgeschwader.

Eine Spezies, so reich an nuancierter Frivolität, dass jeder Versuch, sie zu beschreiben, in Gefahr läuft, hier eine Sperre wegen allzu freizügiger Sprache zu riskieren.

Das Vögelgeschwader ist eine Kleingruppen-Formation, die in der Wildnis der Tiroler Apres-Ski-Landschaften ebenso oft wie unvermeidlich ist, besteht aus weiblichen Exemplaren des homo touristicus, die sich mit einer Mischung aus gierigem Bedarf und ungezügelter Lust auf das nächtliche Gefechtsfeld begeben.
Ihr Ziel? Nichts weniger als die vollständige Eroberung der lokalen männlichen Population – ob Schilehrer, Barkeeper oder zufälliger Mitstreiter im Schneegestöber, kein Mann ist sicher vor dem farbenfrohen und unberechenbaren Charme des Geschwaders.

Schon bei der Ankunft im Hotel werden potentielle Zielobjekte mit einer taktischen Präzision ausgemacht, die selbst den erfahrensten Strategen Respekt abnötigt. Die erste Nacht dient als Schauplatz für das Aufblitzen der Federn – hier wird getanzt, gelacht und gesoffen, als gäbe es kein Morgen. Die Waffen? Ein Blick in den Ausschnitt, der alles verspricht und, bei genügend Kampfeshitze direkte verbale Anspielungen.