Diese Damen sind keine einfachen Touristen; sie sind moderne Amazonen auf der Suche nach dem Nervenkitzel, der im Alltag so schwer zu finden ist.
Und während die Nacht fortschreitet, wird die Grenze zwischen Jäger und Gejagtem immer verschwommener, bis am Ende niemand mehr sicher sagen kann, wer hier wen erobert hat.
Kein Gedanke wird an den Ehegatten zuhause verschwendet, der sich wohl stundenlang am Kopf gekratzt hat, bei den Hörnern, die ihm in Tirol aufgesetzt wurden.
Ich möchte behaupten, durch einschlägige Erfahrung unterstützt, das in keinem Laufhaus mehr gevögelt, gelogen und betrogen wird – als in Tiroler Hotels.
Wenn dann der Morgen graut und die letzten archaischen Töne von „Atemlos durch die Nacht“ verklungen sind, sorgt die zerfledderte Männlichkeit dafür, das das frivole Vergnügen unvergessen bleibt.

Denn: wir Männer wurden zu Archivaren der Intimität, zu Kuratoren des Flüchtigen. Erzählungen, die aus den halbdunklen Kammern der Massagekabinen, den schwülen Tiefen der Saunen und den künstlichen Sonnen der Solarien zu uns drangen, waren solcherart, das selbst mein sonst so einiges gewöhnte Gemüt in Verlegenheit gebracht wurde. Manchmal. Ja, ich gestehe, es war ein Vergnügen, das mit einem Hauch von Stolz gewürzt war.

Wir belustigten uns, zugegeben mit einer Art von wohliger Überheblichkeit, über die Frauen, die in ihren Bemühungen, den Verfall ihrer Jugend aufzuhalten, bisweilen ihre Würde an der Garderobe abgaben. Strichlisten haben wir geführt, ein Zeugnis unseres jugendlichen Übermutes und unseres Überflusses an Möglichkeiten. Das Spiel war denkbar einfach: Bei einem solchen Überangebot an willfähriger Gesellschaft bedurfte es keiner Kunstfertigkeit der Verführung, lediglich der Bereitschaft, das Offensichtliche zu pflücken.

Doch diese Art der Belustigung, so trinkgeldfördernd und abenteuerlich sie auch sein mochte, verlor mit der Zeit ihren Reiz und wich einer tiefen Abgestumpftheit, einer fast angeekelten Distanz zu den Eskapaden jener Sexual Schrapnellen. Am Ende empfand ich nur noch Abscheu vor den tragikomischen Gestalten, die, meist deutscher Abstammung, mein Dasein durchquerten. Ich lehnte die freien Schäferstündchen also immer öfter ab.

Den Damen jedoch gefiel es gar nicht, von mir abgewiesen zu werden – nicht selten wurden sie für den Rest des Urlaubes zu Furien – und nichts kann einem das Leben und die Arbeit schwerer machen, als eine zurückgewiesene Frau.

Dennoch, als Empfehlung für die jüngeren, unverbrauchten Seelen unter den Mitarbeitenden könnte dieses vielfältige Vergnügen seine Berechtigung haben, diente es doch der Erweiterung des persönlichen Erfahrungshorizonts und schärfte mit der Zeit das Gespür für eigene Werte und Grenzen.

Die wundersame Transformation der Menschheit in ihren Urlaubsexkursionen manifestiert sich in einer kaleidoskopischen Vielfalt, die sowohl Verwunderung als auch ein gewisses Maß an Entsetzen hervorruft. Eines der prächtigsten Exemplare dieser spezifischen Wandlung ist der sogenannte “Drachenflieger”, ein Phänomen, mit einem gewissen Grad an Sarkasmus benannt, wenn wir einen, mit deutschen Kennzeichen versehenen, Seniorenreisebus erblickten.

In diesen fahrenden Kapseln der Zeit befanden sich zumeist die Hausdrachen, die in den Herbstjahren ihres Daseins angekommen waren. Diese charaktervollen Damen, ausgestattet mit Wollstrickjacken, transformierten die ruhige Atmosphäre unseres Hotels regelmäßig in ein Schlachtfeld, auf dem die Buffets zu den ersten Opfern zählten.