hre Angriffe, untermalt von einem Chor aus Ausrufen des Entzückens und der Frustration über das vermeintlich unzureichende kulinarische Angebot, erinnerten an eine Horde Kampfpaviane, die mehr nach Beute als nach Nahrung suchten.

Das Benehmen dieser reiselustigen Gruppierungen gegenüber uns Dienstleistenden war oftmals geprägt von einer Arroganz, die uns unmissverständlich in Erinnerung rief, dass sie uns immer noch als Bürger eines untergeordneten Vasallenstaates ihres großen Reiches ansahen. Die Erwartungshaltung, gleich einem Befehl an eine unterworfene Entität, ließ wenig Raum für menschliche Wärme oder Verständnis. Zeit hatte man ohnehin keine, denn der Reiseleiter, zugleich auch Heizdecken Verkäufer, scharrte schon mit den Füßen.

Die Vorstellung, 45 touristische “Drachen” gleichzeitig zu besänftigen, die zudem in einer fremden Währung bezahlen wollten – und zwar mit einer Selbstverständlichkeit, die jeglicher Rationalität entbehrte –, grenzte an eine Aufgabe, die selbst Herkules abgelehnt hätte. Diese Forderung offenbarte eine solch tiefgreifende Ignoranz gegenüber der Realität des Gastlandes, dass man kaum glauben mochte, es mit erwachsenen Menschen zu tun zu haben. Zur Erinnerung: zu meiner Zeit gab es noch den Schilling in Österreich.

Wie soll man solche Menschen ins Herz schließen? Wie soll man Zuneigung empfinden für Wesen, die nicht die geringste Geduld aufbringen oder die elementare Höflichkeit besitzen, sich auf die Gepflogenheiten eines anderen Landes einzulassen? Diese Fragen blieben oft unbeantwortet, hinterließ doch jede Begegnung mit diesen “Drachenfliegern” einen bitteren Nachgeschmack von Frustration und dem unangenehmen Gefühl, Zeuge eines Schauspiels gewesen zu sein, das man, ob seiner Primitivität, lieber vergessen möchte.

Tirol lockt vor allem die unangenehmste Gattung des Homo Touristicus in seine Gestade: den Gernegroß
Dieses prächtige Exemplar menschlicher Selbstüberschätzung, eine Kreatur, die in den luftigen Höhen Tirols ebenso anzutreffen ist wie in den tiefen Gründen alltäglicher Existenz. Wie der Duden uns belehrt: Ein Wesen, das mehr scheinen möchte, als es ist. Doch, meine Lieben, ist es nicht gerade im Urlaub, wo die Masken fallen und gleichzeitig neu justiert werden?

Stellen wir uns vor, eine simple Gleichung der Evolution: Ein Schimpanse, der die Kunst der menschlichen Sprache und Sitte meistert, bleibt in seinen Grundzügen dennoch das, was er ist – ein Tier. Ein schillerndes Bild, das in seiner Absurdität kaum zu übertreffen scheint, und doch zieht sich die Parallele weiter durch die menschliche Spezies. Ein Fließbandarbeiter, plötzlich gehüllt in die irreführende Pracht eines Polyesteranzugs, seine Begleiterin in einem Ensemble aus dem Kurfürst Katalog, das mehr nach Plastikschimmer als nach Eleganz strebt, und der Nachwuchs in den Relikten vergangener Modetrends vom vorjährigen Besuch eines Basars in der Türkei – sie alle finden sich plötzlich im Rampenlicht eines Spiels wieder, dessen Regeln ihnen fremd sind.

Der Versuch, sich in eine Welt einzufügen, die nicht die eigene ist, führt zu einer Komödie der Missverständnisse: Wein, der zu trocken, Suppen, die zu kalt erscheinen, und der verzweifelte Wunsch, nicht schlechter behandelt zu werden als der scheinbare Adel am Nachbartisch. Es sind die alltäglichen Tragödien des Gernegroß, der in seinem Bemühen, mehr zu sein, vergisst, was er tatsächlich ist.