Wie oft musste ich mich für die Eskapaden solcher Gäste rechtfertigen, deren Ansprüche und Auftreten so weit von der Realität entfernt waren wie der Mond von der Erde? Die Beratung bei der Weinauswahl wird zum Spießrutenlauf, wenn der selbstsichere Herr einen Burgunder zum Fisch verlangt, und die Menü-Bestellung kann nicht mehr angepasst werden, da die Auswahl bereits beim Frühstück in Stein gemeißelt wurde. Die Forelle Müllerin, ein Gericht, das seine Zeit benötigt, um zu wahrer Größe zu reifen, wird zum Stein des Anstoßes für den ungeduldigen Gast. Wie der Schimpanse bleibt auch er in seinen Grundzügen doch nur der einfache Mensch, der Arbeiter, der er zuhause ist.

Und doch, bei all dem, liegt keine Schande darin, Arbeiter zu sein, keine Schande darin, einfach nur Mensch zu sein. Es ist vielmehr das krampfhafte Streben nach Anerkennung in einem fremden Habitat, das den Gernegroß in ein Kabarett verwandelt. Es ist das Vergessen der eigenen Wurzeln im Streben nach einer Illusion von Großartigkeit, das ihn letztlich entlarvt. Jeder Versuch, im Urlaub eine Rolle zu spielen, die nicht der eigenen entspricht, führt unweigerlich zur Komödie – oder zur Tragödie, je nachdem, wie man es betrachtet.

Die Ironie des Ganzen entgeht aber wohl den meisten: Jene Gernegroße, die sich in Tirol in eine höhere Gesellschaftsschicht träumen, sind oft dieselben, die, einmal vom Goldrausch des Tourismus berauscht, die Mechanismen hinter der glitzernden Fassade durchschauen. Es ist ein Tanz auf dem Seil der Gleichheit, wo jeder Schritt ein Spiegelbild des Gegenübers sein könnte. Wir, die Angestellten der Tourismusindustrie, sind letztlich nichts anderes als er. Akteure auf der anderen Seite des Tresens – Lohndiener und schuftende Arbeiter, die im Getriebe einer überdimensionierten Unterhaltungsmaschine ums Überleben kämpfen.

Das opulente Bergidyll, das Tirol umgibt, ist letztendlich eine Blase, geformt aus den Erwartungen und Sehnsüchten derer, die nach etwas Echtem suchen, in einer Szenerie, die mit jeder Saison mehr an Authentizität einbüßt. Doch solange die Illusion Gewinne abwirft, wer möchte da schon die Wahrheit aussprechen?

Sollte es uns wundern, dass in diesen Gebieten eine heftige Verachtung gegenüber den Besuchern gedeiht? Dass man den Touristen nicht als Gast, sondern als lästiges, zu melkendes Vieh betrachtet, das durch sein unflätiges Benehmen jeglichen Anspruch auf Respekt längst verspielt hat? Es ist, als ob sich der schlammige Bodensatz der Kultur an diesen Orten versammelt, um in einem orgiastischen Rausch aus Lärm, Zerstörung und geistloser Verschwendung das letzte Quäntchen Würde zu verspielen.

Und so stehen wir am Ende unserer Betrachtung und müssen erkennen: Ihr Touristen, die ihr euch in Unwissenheit und Ignoranz suhlt, seid letztlich selbst verantwortlich für das Bild, das ihr abgebt. Ihr habt es verdient, als das gesehen zu werden, was ihr repräsentiert – nicht mehr als der wüste Lärm einer Nacht, der im Morgengrauen verhallt, ohne Spuren zu hinterlassen, außer denen der Zerstörung.

Doch inmitten dieser Kakophonie des Exzesses gibt es sie noch, die stillen, wahren Reisenden, jene, die auf der Suche nach Erkenntnis und Verbindung mit der Welt sind. Es sind die unscheinbaren Gestalten am Rande des Spektakels, die Leisen, die Beobachtenden, die es verdienen, gehört und gesehen zu werden. Für sie ist es eine Tragödie, in den Sog der allgemeinen Verachtung gezogen zu werden, ein Sog, der die Möglichkeit echter Begegnungen und wahrhaftiger Erfahrungen in diesen überlaufenen Kulissen verschlingt.

Nun endet unsere Geschichte nicht mit einem Applaus, sondern mit einem Seufzer – der Seufzer derer, die wissen, dass Reisen so viel mehr sein könnte, als es unter dem Joch des Massentourismus geworden ist. Ein stilles Gebet für jene, die trotz allem die Magie der Welt mit aufrichtigen Augen suchen, in der Hoffnung, dass sie ihren Platz abseits der ausgetretenen Pfade finden mögen.